Archiv für den Monat: April 2016

Partnerschaft trotz Generation Y?

Die Feststellung, dass eine ganze Generation der Liebe nicht fähig sein soll, liegt gerade im Trend. Meistens geht es dann um die Generation Y. Ob erfundenes Konstrukt oder nicht, dieser Begriff spukt in einigen Köpfen über Menschen, die zwischen 1980 und 1995 geboren wurden.

Was ist aus der Generation der eine Millionen Möglichkeiten bezüglich dem großen Begriff Liebe geworden? Autoren wie Michael Nast diagnostizieren ihr Beziehungsunfähigkeit. Damit füllt er Hallen. Thirtysomethings jubeln, wenn er sagt, sie würden vor lauter Selbstinszenierung, Selbstoptimierung und Selbstverwirklichung an der Liebe scheitern. Statt Haus, solide Partnerschaft, Kind und Hund wie die Eltern, hat die Generation Y Fitnessstudio-Verträge, Tinder-Dates, lässige Jobs und Selfies. Findet Anklang. Jedoch etwas platt.

Das statistische Bundesamt ist da etwas romantischer: Die Scheidungsrate in Deutschland sinkt seit 2004, Ehen halten zwei Jahre länger als noch vor zwei Jahrzehnten. Was die Generation Y jedoch im Moment treibt, wird erst in einigen Jahren in den Statistiken zu lesen sein. Vielleicht durchbricht sie ja tatsächlich den Trend der sinkenden Scheidungsraten, vielleicht halten ihre Ehen nur bis zum nächsten Tinder-Date.

Die Frage ist, warum eine klassische Partnerschaft mit Liebe und Treue bis ans Lebensende, wie sie übrigens der Generation Y meistens schon nicht mehr vorgelebt wurde, nicht mehr unbedingt als Jackpot unter den Beziehungsformen gilt?

Wahrscheinlich bieten sich schlicht mehr Möglichkeiten. Millionen Möglichkeiten, die alle leichter erreichbar sind als sie es noch für die Eltern waren. Das zeigt der große Teil der Menschen, die als Y-, Why-, Millennial- oder Tinder-Generation mitgelabelt werden. Manche sogar verheiratet. Manche sogar mit Haus, Hund und Kind. Manche werden niemals in einer Partnerschaft leben.

Doch vielleicht gerade aufgrund der zahlreich möglichen Lebensentwürfe schwappt hier und da etwas Wehmut über. Eine junge Journalistin klagte kürzlich in der Onlineausgabe der FAZ in einem Text mit dem Titel: „Warum meine Generation zu blöd für die Liebe ist“: „Wir sind wie Kinder in einem Spielzimmer, das so überfüllt ist, dass wir eine neue Modelleisenbahn brauchen, weil wir die alte nicht mehr finden. Ich wäre gern wie ein Kind, das seinen Teddy auch dann noch liebt, wenn sein Fell an Glanz verliert.“

 

 

Bildquellenangabe: Esther Stosch  / pixelio.de

 

Familien verstehen – Beispiele der methodischen Familiendarstellungen

von Juliane Künzel und Oliver Wolf

Familienstrukturen sind ebenso vielfältig wie die Farben und Facetten eines Kaleidoskops. Jede Familie impliziert ein bestimmtes Verständnis von Werten, Normen und Handlungsweisen. Die damit entstehende individuelle Familienphilosophie wurzelt in den einzelnen Familiengeschichten. Um ein besseres Verständnis für die familiären Muster zu entwickeln, können systemische Methoden weiterhelfen. In den folgenden Abschnitten wollen wir Ihnen kurz das Genogramm und das Familienbrett methodisch vorstellen.

Genogramme erfassen die Familienmitglieder und ihre Beziehungen über mindestens drei Generationen. Sie gewährleisten einen Überblick über komplexe Familienstrukturen, große Ereignisse, familiäre Dynamiken und Ressourcen. GenogrammIn einem Genogramm werden Symbole und Verbindungslinien verwendet. Diese können sowohl horizontal und damit im aktuellen
familiären Kontext als auch vertikal, das heißt über mehrere Generationen hinweg, betrachtet werden. Der Kreis dient der Darstellung einer weiblichen Person und das Quadrat symbolisiert ein männliches Familienmitglied. Die biologischen und rechtlichen Beziehungen werden durch Linien beschrieben. Kinder eines Paares sind durch senkrechte Striche mit der Paarlinie ihrer Eltern verbunden. Ist das grundlegende Familiengerüst des Genogramms gezeichnet, können zusätzliche Informationen wie Beruf, Religion, sexuelle Orientierung oder Wohnort der Familie ergänzt werden. Im weiteren Schritt können dann Hypothesen von familiengeschichtlichen Entwicklungen und Geschehnissen gebildet und interpretiert werden.

Ende der 70er Jahre entstand innerhalb einer Arbeitsgruppe um Kurt Ludewig das Familienbrett. Es bietet eine weitere methodische Möglichkeit um Familienstrukturen und familiäre Kommunikationsprozesse darzustellen. Dabei werden familienbrettFamiliensituationen mit Hilfe von unterschiedlich geformten Holzfiguren auf einem großen Holzbrett aufgestellt. Bei der Auswertung spielen Blickrichtungen, Beschaffenheit und Entfernungen der Figuren eine Rolle. So dient beispielsweise die Entfernung als Indikator für Abhängigkeit, Nähe, Kontakthäufigkeit oder Abgelöst-Sein. Das Familienbrett dient als Darstellungsmethode für besondere Familiengeschichten oder problematische Situationen. Berater und zu Beratende erhalten infolge der Aufstellung eine Außenansicht und können komplexe Gefühle externalisieren beziehungsweise systematisieren. Weiterhin werden Chancen, Herausforderungen und Lernfelder innerhalb der Familie sichtbar. Ein möglicher Standpunktwechsel kann so leichter gelingen.

Im calaidoskop betrachten wir Familien als einflussreichstes System des Individuums. Die gemeinsamen biologischen, rechtlichen, kulturellen und emotionalen Geschichten bedingen das Wohlbefinden eines jeden einzelnen Familienmitglieds.